Chronologie der Geschichte:

Vorbereitungen

Der Kirchsaal war stets als ein Provisorium bezeichnet worden, aber je länger, je mehr drohte eine Vollendung des eigentlichen Kirchbauvorhabens in unerreichbare Ferne zu rücken und folglich an Aufmerksamkeit in der Gemeinde zu verlieren. Da ergriff einer der Kirchenvorsteher die Initiative und sorgte mit einem Aufruf dafür, dass die Gemeinde ein Sparkonto zum Besten des Kirchneubaus einrichtete und mit einem Grundstock von 1.000 D-Mark aus der Gemeindekasse ausstattete. Dieser Start für den Kirchbau geschah am Sonntag Okuli 1958. Niemand konnte sich vorstellen, dass genau fünf Jahre später, wieder am Sonntag Okuli, Kirchweihe sein würde.

Im Januar 1959 war es so weit, dass der Architekt Neumann aus der eigenen Gemeinde, der sich bereits bei dem Pfarrhausanbau bewährt hatte, Bauzeichnungen vorlegte und seine Konzeption erläuterte, wie ein Kirchenneubau über dem Kirchsaal am zweckmäßigsten zu gestalten sei. Er befürwortete sehr entschieden, dass es weit besser sei, das Vorhaben mit etlichen Umbauten an der vorhandenen Bausubstanz zu verbinden, als einen Kirchraum zu schaffen, der auf Dauer unbefriedigende Engstellen aufweist.

Architekt Werner Neumann arbeitete in Gemeinschaft mit dem Architekten Karl-Ernst Hamann, und es ist naheliegend, dass diesem wichtige Details der Gestaltung zu verdanken sind. Denn Hamann war zuvor Assistent bei Professor Walter Krüger, der unter anderem die Frohnauer Landeskirche gebaut hatte und nach dem Krieg die Oranienburger Nikolaikirche neu errichtet hat – und beide zweigeschossig.

Planungsvarianten

Die geplanten Eingriffe waren zunächst ein Schock für Pastor Dr. Gesch – vor allem, dass für den Treppenaufgang der Gemeinderaum beseitigt werden sollte. Er konnte sich nicht recht vorstellen, dass später unten ein ebenso geeigneter Gemeinderaum entstehen würde. Erst nach viel Überzeugungsarbeit wurde eingesehen, dass der Neumann-Plan tatsächlich die bestmögliche Variante war. Gemäß dem alten Entwurf wäre der Treppenaufgang auf der Ostseite eingebaut worden und hätte dem Kirchraum wertvolle Fläche entzogen – nun aber hatte man den gesamten Grundriss zur Nutzung zur Verfügung und zudem freie Möglichkeiten zum Einbau einer Empore.

Die nächsten Monate vergingen damit, kleine Anpassungen in die Planung aufzunehmen, die Baugenehmigung zu beantragen und auf jede erdenkliche Weise um Geldspenden zu betteln. Außerdem wurde Hans Schröter aus der Gemeinde für die Bauleitung gewonnen, ein Bauingenieur, der diese aufreibende Tätigkeit neben seinem Beruf kostenlos auf sich zu nehmen bereit war. Gleichzeitig bauten sich in der Gemeinde die Diskussionen über die Innengestaltung der Kirche mehr und mehr zu einem heftigen Gewitter auf: Ein Theologiestudent aus der Gemeinde kämpfte dafür, dass die Ausrichtung zu einer Queranordnung umgeplant wird – mit der Begründung, dass es so dem biblischen Wort entspricht: „… da bin ich mitten unter ihnen …“, und danach handelt schließlich auch die moderne Kirchenarchitektur. Wieder zunächst ein Schock, insbesondere für Pastor Dr. Gesch, aber es spricht ja für ihn, dass er sich überzeugen ließ – und diese Bauweise dann als „gut lutherisch“ verteidigte. Man veranlasste eine Neuplanung, und zu dem Ergebnis gehörte nun auch eine schwungvolle Gestaltung der Empore. Für die Baugenehmigung gab es dann noch zwei empfindliche Hürden: Zum einen die Verpflichtung, auf dem Kirchengrundstück im Gartenbereich Autoparkplätze einzurichten, zum anderen musste ein Traum von Pastor Dr. Gesch begraben werden: Der Glockenturm wurde aus der Bauplanung gestrichen. Im Oktober 1960 beschloss die Gemeindeversammlung einstimmig den Neubau.

Bauen oder nicht?

Eigentlich war alles für die praktische Bauvorbereitung fertig – nur die in Aussicht gestellten weiteren Zuwendungen und Kredite ließen auf sich warten. In der Gemeinde kam es zu Auseinandersetzungen, ob man trotzdem schon anfangen sollte oder finanziell sichergehen müsse. Da wurde am 13. August 1961 in unmittelbarer Nähe der Usedomer Straße die Mauer gebaut, und einem erheblichen Teil der Kirchglieder wurde fortan der Zugang verwehrt. Damit waren nach menschlichem Ermessen nun alle Bauplanungen überflüssig.

Aber fast gleichzeitig trafen zwei erhebliche Geldzuwendungen ein und auch die Freigabe eines Kredites. Was folgte, war – mit den Worten von Pastor Dr. Gesch: „So haben wir in diesem Zusammentreffen Gottes Willen erkannt, ohne Bedenken den Wiederaufbau in Angriff nehmen zu sollen.“ Zwar fehlten noch Geldmittel für die Inneneinrichtung, aber mit den Baufirmen wurde nun alles in die Wege geleitet. Der besonders kalte Winter musste noch abgewartet werden, dann war im April 1962 Baubeginn und am 1. Juli Richtfest – dem Kirchweihdatum der alten Kirche und dem Geburtstag von Pastor Dr. Gesch.

Vollendung

Bis zur neuen Kirchweihe vergingen noch etliche Monate, aber man hatte es ja schließlich mit drei Baustellen gleichzeitig zu tun: dem Neubau im Obergeschoss, dem Umbau im Gemeindehaus, und auch im Untergeschoss wurde gebaut: Zunächst zwei durchgehende Stützen für die neue Empore, außerdem eine Stütze unter dem schweren Altarbereich. Später erfolgte unten der Umbau zu zwei Gemeindesälen. Für die Ausgestaltung der Kirche waren noch viele Einzelentscheidungen zu treffen: Das Natursteinmaterial für Altar und Taufstein sowie für die Altarstufen, das Holz für die Verkleidungen, der Fußbodenbelag, das Glas für die Fenster, die Kirchenbänke. Für die Gestaltung der großen Fensterfläche hinter dem Altar wurde eine Kunststudentin aus der West-Gemeinde gewonnen. Taufschale, Altarkreuz und Lesepult waren in Auftrag zu geben. Und an der Straße wurde ein kunstvolles, schmiedeeisernes Standkreuz errichtet, das – anstelle eines Turmes – auf eine Kirche hinweisen soll.

Die Kirchweihe fand am Sonntag Okuli, 17. März 1963, statt. Oberkirchenrat Dr. Günther hatte den Predigttext gewählt: „Mit meinem Gott kann ich über die Mauer springen“ (Psalm 18, 30). Dies war zugleich der Zeitpunkt, dass die Gemeinde sich den Namen „Augustana-Gemeinde“ gab. Auch für die Gottesdienste änderte sich einiges: Der Kirchenchor wirkte nun als „Schola“ regelmäßig im liturgischen Teil des Gottesdienstes mit, und es wurde der Lektorendienst eingerichtet.