Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der HERR. (Sacharja 2,14)
Sehr geehrte Leserinnen und Leser, liebe Schwestern und Brüder im Glauben,
vor und zu Weihnachten sind in den biblischen Texten himmlische Boten mit besonderen Nachrichten zu finden: Im Advent ist es bspw. der Erzengel Gabriel, der Zacharias die frohe Botschaft vom späten Nachwuchs und Maria die Botschaft der Gnade und ihre daraus folgende Rolle in Gottes Plan verkündet. Engel als Boten Gottes überwinden die Grenze zwischen Himmel und Erde; durch sie meldet sich Gott zu Wort und macht Seinen Willen bekannt, sodass ein Teil Seines Planes offenbar und verständlich wird. Der Himmelsbote, der damals zur Zeit des Propheten Sacharja Gottes Willen auf der Erde verkündete, kam ebenfalls mit einer frohen Botschaft: „Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion!“ Die Begründung: „Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der HERR.“ (Sacharja 2,14)
Daran wird es damals vielfach Zweifel gegeben haben, denn das Volk Israel war tatsächlich ent-führt worden, war in feindliche Hand geraten, sodass sie augenscheinlich als von Gott verlassen und als nichts Besonderes wirken mussten. Durch Seinen Engel stellt der HERR aber klar, dass Er Sein Volk Israel fest im Blick behält – ja, dass Er das scheinbar verlassene Volk weder vergisst noch aufgegeben hat. Der Prophet verkündet: „Denn so spricht der HERR Zebaoth, nachdem Seine Herrlichkeit mich gesandt hat zu den Völkern, die euch berauben: Wer euch antastet, der tastet Seinen Augapfel an.“ (2,12) Anders ausgedrückt: Sein Volk ist Ihm besonders wertvoll; wie – so der Vergleichspunkt dieses Bildes – ein Mensch vorsichtig mit seinem Augapfel umgeht und diesem besonderen Schutz zukommen lässt.
Diesen Schutz hat das Volk erfahren, wurde trotz des erlittenen Unheils – damals und bis heute – bewahrt und erhielt in einer scheinbar ausweglosen, unheilvollen Situation den göttlichen Zuspruch, dass Gott selbst für die Gegenwart Gottes unter Seinem Volk sorgen wird: Der Tempel des HERRN als Ort der göttlichen Gegenwart wurde wiedererbaut und steht im Zentrum der Begründung zur Freude für die Tochter Zion, die gerade im Advent besungen und zum lauten Jauchzen aufgefordert wird, weil ihr König zu ihr kommt.
Im Evangelium wird Jesus Christus als dieser kommende König besungen und beschrieben: In Niedrigkeit wurde Er damals im Heiligen Land durch den Heiligen Geist empfangen und von der Jungfrau Maria geboren, ritt als König der Juden auf einem Esel in Jerusalem ein und trug am Kreuz die Dornenkrone. In Herrlichkeit wird Er nunmehr kommen zu richten die Lebenden und die Toten: Dann werden durch Ihn im wahrsten Sinne des Wortes alle Hindernisse aus der Welt geschafft; dann wird Er für Frieden auf Erden und letzte Gerechtigkeit sorgen, die bisher noch viel zu selten vorkommen.
Zum Glück gehört zu diesem Kommen des Friedenskönigs Jesus Christus auch – und zwar bereits vor Seinem zweiten Kommen in Herrlichkeit: Durch Ihn können neben dem Volk Israel auch die anderen Völker mit hinzutreten in die Gegenwart Gottes, dürfen in Christus erfahren, dass feindliche Mächte und persönliches oder gemeinsames Unheil von Ihm überwunden werden können: „Und es sollen zu der Zeit viele Völker sich zum HERRN wenden und sollen Mein Volk sein, und Ich will bei dir wohnen.“ (2,15) Dadurch öffnet Gott Seine Gegenwart für alle Völker, schafft das trennende Versagen und versagte Vertrauen Ihm gegenüber beiseite, ruft zur Umkehr von eigenmächtigen oder -sinnigen Wegen und dokumentiert durch das Leben, Sterben und Auferstehen Seines Sohnes Jesus Christus Seine Liebe gegenüber der von Ihm geschaffenen Welt. In diesem Sinne ein gesegnetes „Fest der Liebe“ und frohe Weihnachten!
Ihr Pfarrvikar Dr. Andreas Pflock