Jubeln sollen die Bäume des Waldes vor dem Herrn, denn er kommt, um die Erde zu richten. (1. Chronik 16,33)

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

nach der Kommunion im Gottesdienst, dem Empfang des Hl. Abendmahls, geht es weiter, indem auf folgende Weise miteinander kommuniziert wird: „Danket dem HERRN, denn er ist freundlich, Halleluja!“, so der Pfarrer; und die Gemeinde antwortet: „und seine Güte währet ewiglich, Halleluja!“ Abzüglich des Halleluja haben wir darin den direkt folgenden Vers (vgl. 1. Chronik 16,34) auf die Monatslosung für den August (16,33). Hierin, also im ersten Buch der Chronik, wurzelt ein Teil unserer Liturgie, wie sie uns in lutherischer Lesart vertraut ist.

Versuchen wir mal – nur als Experiment, als Versuch, also: im Kopf – den Monatsspruch einzusetzen und zu überlegen: Was würde passieren, wenn nach der Kommunion die Kommunikation miteinander durch obigen Bibelvers stattfindet? Das würde dann vielleicht so aussehen bzw. klingen, dass der Pfarrer anstimmt (manche mögen die Melodie nun im Ohr haben): „Jubeln sollen die Bäume des Waldes vor dem Herrn, Halleluja!“, und die Gemeinde hätte zu antworten: „denn er kommt, um die Erde zu richten, Halleluja!

Zu Recht könnte gefragt werden: „Was haben denn die Bäume des Waldes damit zu tun? Zudem: Warum eigentlich nur die Bäume des Waldes, werden da nicht manche Gewächse oder Geschöpfe ausgegrenzt? Doch unabhängig davon: Können die denn überhaupt jubeln? Und schließlich: Bei der Begründung – dem kommenden Richter, der die Erde richten wird – sollen die jubeln?!?“ Und gerade die, die nach dem Abendmahlsempfang 16,33 gewohnt sind, könnten ein Defizit verspüren; merken, dass ihnen etwas fehlt.

Denn bei allem Jubel, den wir uns – für andere und auch für uns – wünschen: Die Freundlichkeit und Güte Gottes sind das, was unser Leben hält, ER ist es, der unser Leben hält und uns mit Seiner Zuwendung am Leben erhält, unserem Leben nicht nur Glück und Seligkeit, sondern auch Ausrichtung und damit Orientierung schenkt. Und so bekommt in Ausrichtung auf Ihn, auf Seinen Willen und Seine Gebote in der Heiligen Schrift, das Leben eine neue Perspektive und Qualität – wird zu einem Leben, das diesen Namen auch verdient.

Ob wir nun auf der Jubel-Welle des Lebens schwimmen oder derzeit dem Jubel nur entgegenblicken, uns danach sehnen und Gott um Kraft für den Wandel im finsteren Tal anflehen: Seine Zuwendung zu uns – als Einzelne und Einzelner oder als Gemeinde – besteht seit der Taufe, durch die Er uns zu Seinem auserwählten Volk hinzufügte. König David hatte damals das Volk in Jerusalem versammelt, hatte die Bundeslade dorthin bringen lassen (es lohnt, hier zum Überblick die beiden Kapitel 1. Chronik 15+16 zu lesen), hatte ein Zelt für sie aufgeschlagen und nach ihrer Aufstellung die versierten Musiker antreten lassen, die das große Danklied (griechisch: Eucharistie) anstimmten, wovon sowohl obiger Monatsspruch als auch unser Versikel nach dem Empfang des Hl. Abendmahls einen kleinen Teil bilden.

Beides passt dabei gut zusammen: Nach der Kommunion mit 16,34 dem HERRN zu danken und sich auf Seine Güte zu berufen kann in den Jubel darüber führen, dass Er in Christus alle Unheiligkeit überwunden hat. Die Freude darüber ist ansteckend, sodass die ganze Schöpfung in das Danklied einstimmen soll: Bäume des Waldes (16,33), Meer und Feld (16,32), Himmel und Erde (16,31). Die Freude der Erlösten scheut dann auch nicht mehr den Grund dieses Jubels: „denn er kommt, um die Erde zu richten.“ Ja, hier ist die Perspektive im Blick, dass einst die Zeit kommt, wenn Gott final und komplett für Gerechtigkeit sorgen wird. Im Ausblick darauf grüßt Sie mit besten Segenswünschen

Ihr Pfarrvikar Dr. Andreas Pflock